AUF EIN PAAR GLÄSER MIT NICHOLAS OFCZAREK & TAMARA METELKA

Nicholas Ofczarek und Tamara Metelka sind Ehepartner und zugleich auch Kollegen. Wir trafen das Schauspielerpaar auf ein paar Gläser und plauderten über das Theater, den ärgsten Texthänger und was ein Wein haben muss, damit er schmeckt. 

Er ist einer der bekanntesten Gesichter der heimischen Bühnen-, Film- und Fernsehwelt, sie seine kongeniale Partnerin am anderen Ende des Spektrums schauspielerischer Kunst: Nicholas Ofczarek, fixer Bestandteil des Wiener Burgtheaters, und Tamara Metelka, die seit 2014 am Max-Reinhardt-Seminar als Institutsleiterin für Schauspiel und Schauspielregie tätig ist.

Wenn man das Theater so sehr liebt wie ihr beide, worüber spricht man dann zuhause miteinander?

Nicholas: Wir führen kein einziges Gespräch, das sich ums Theater dreht, oder zumindest sehr wenige, weil sonst hält man das gar nicht aus. Man hat auch kein Interesse, darüber privat zu sprechen.

Tamara: Letztendlich ist es ein Job, aber wenn einer von uns Schwierigkeiten hat, fragt man dann doch, sollen wir darüber reden, oder hast du einen Tipp? Aber das ist die große Ausnahme. Wir reden beim Kochen nicht über die neuesten Entwicklungen bei den Proben oder am Seminar. Anfänglich war es ein bisschen anders, da haben wir schon noch diskutiert, manchmal auch verbissen. Aber wir sind jetzt doch schon 21 Jahre zusammen und 20 Jahre verheiratet.

Wieviel Übereinstimmung braucht es bei euch?

Tamara: Wir kennen einander sehr gut. Künstlerisch gefallen uns schon dieselben Dinge, wir lachen auch über dieselben Sachen, haben denselben Humor. Allerdings hat Nicholas in der Bewertung von Kunst die wesentlich höheren Ansprüche, vielleicht kommt das davon, dass ich in der Lehre tätig bin und er eher auf das Endergebnis schaut.

Schauen wir einmal, wie sehr ihr in Sachen Wein übereinstimmt. Der erste 4er-Flight besteht aus Weißweinen. Was sagt ihr?

Nicholas: Der erste ist sicher so ein Naturwein, der schmeckt dir, Tamara. Mir taugen diese Weine nicht. Der zweite hingegen schmeckt mir gut, der ist schön trocken und gehaltvoll.

Tamara: Also, in den ersten könnte ich mich eingraben, ich liebe Naturweine! Der zweite ist auch schön und voll, da gebe ich Niki recht.

Und die anderen beiden?

Nicholas: Pfoa! Der Dreier riecht wahnsinnig gut, den könnt ich trinken wie nur! Ich glaube, dass das ein steirischer Veltliner ist. Nummer vier verrät sich durch seine orange Farbe, das ist ein Orange Wine, oder? Jedenfalls so, wie der riecht, möchte ich ihn schon nicht trinken. Nummer drei schmeckt mir am besten.

Tamara: Der dritte ist sicher ein Veltliner, den mag ich nämlich überhaupt nicht. Nummer vier ist eindeutig mein neuer Lieblingswein, der schmeckt mir irrsinnig gut!

Jetzt die Auflösung: Der erste Wein ist Schrödingers Katze von Quantum aus dem Weinviertel, ein Naturwein. Der zweite ist BEN Vermentino aus der Toskana vom Weingut Nittardi. Dein Lieblingswein, Nicholas, ist kein steirischer Veltliner, sondern ein deutscher Riesling…

Nicholas (entsetzt): Was, mir schmeckt ein deutscher Wein am besten?

…ja, und zwar kommt der vom Weingut Von Othegraven, das Günther Jauch gehört. Der Wein heißt Riesling Max.

Nicholas (grantig): Jetzt spielen die Deutschen eh schon besser Fußball…

Und der vierte Wein ist Orange von Balthasar Ress, ebenfalls Deutschland.

Tamara: Muss ich mir merken, der ist der Wahnsinn!

Seid ihr überhaupt Weinliebhaber?

Tamara: Ich trinke alles, was mir schmeckt, aber ich mag auch eine kluge Weinbegleitung. Ich finde es super, wenn einem Wein erklärt wird.

Nicholas: Wir haben einmal zu einem Menü - ich weiß nicht mehr, wie viele Gänge das hatte - immer ein Glas eines anderen Weins gehabt. Also, ich muss sagen, die Kombinationen waren unglaublich, eine Geschmacksexplosion, so etwas hab ich noch nie erlebt.

Ihr wohnt ja im Waldviertel. Habt ihr euch eigentlich schon mal überlegt, etwas selbst zu machen? Fischzucht oder Käse zum Beispiel? Irgendetwas, wo du sagst, das sind jetzt die Schmankerln vom Niki O.?

Nicholas: Wir haben weder das Geld noch die Zeit dazu. Du musst das Land kennenlernen, die Nachbarn, du brauchst die Witterungsverhältnisse, dann musst du lernen, wie das überhaupt geht.

Tamara: Ich finde es so bemerkenswert, wie die Bauern bei uns im Waldviertel mit diesen klimatischen Veränderungen umgehen. Wir haben im Waldviertel seit fünf Jahren eine extreme Trockenheit und hatten das erste Mal seit vielen Jahrzehnten extreme Hagelstürme. Wir hatten im vorletzten Jahr einen Tornado im Waldviertel, der eine Schneise in den Wald gerissen hat. Da möchte ich im Moment kein Bauer sein müssen.

 

Zurück zum Wein. Ihr habt jetzt vier Rotweine vor euch. Eure Meinung?

Tamara: Der erste schmeckt super!

Nicholas: Man bringe das Fass!

Tamara: Der zweite ist nix für dich, Niki, das weiß ich jetzt schon. Mir hingegen schmeckt er noch besser als der erste!

Nicholas: Nummer drei ist kirschig und Nummer vier auch gut, aber mir ein bissl zu würzig. Mein Favorit ist der erste Wein.

Tamara: Für mich war der zweite der Beste, danach kommt lang nichts und dann die anderen drei.

Wir lösen auf: Dein Lieblingsroter, Nicholas, von dem du das Fass haben wolltest, ist ein Dolcetto d’Alba aus dem Piemont.

Nicholas: Ah, Piemont!

Nummer zwei, also Tamaras Favorit, ist ein Burgunder: Morey-Saint-Denis, ein Pinot Noir. Der dritte ist von Alexander Koppitsch und ein St. Laurent aus dem Burgenland. Und Nummer vier ist der Blaufränkisch Reihburg von Uwe Schiefer.

Tamara: Noch einer, den ich mir merken muss.

Nicholas, welcher war dein dramatischster Texthänger auf der Bühne?

Nicholas: Bei mir sieht das so aus, es ist plötzlich das absolute NICHTS, es ist Vakuum, es ist vorbei. Ich habe nicht einmal Angst, es geht einfach nicht weiter. Es fällt mir auch nichts ein, ich höre die Souffleuse nicht, ich merk auch nicht, dass ich einen Hänger hab. Der ärgste war vor 15 Jahren, ich habe in „Jungfrau von Orleans“ von Friedrich Schiller den König gespielt, übrigens bereits das 50. Mal schon. Plötzlich fällt mir der Satz „Jetzt hast du rettend Tausende beglückt, und einen zu beglücken wirst du enden“ nicht mehr ein. Die Souffleuse raunt mir unverständliche Wortfetzen zu „brchtifallakrmpg“. Also, was tun? Ich denke mir: Nun, ich bin der König von Frankreich! Also sage ich zu meinem Hofstaat: „Wartet hier!“ – und gehe von der Bühne ab. Die Inspizientin ist erschrocken, als ich ihr plötzlich das Buch aus der Hand gerissen habe. Wir haben die Seite aber in der Eile nicht gefunden. Ich also völlig planlos wieder zurück auf die Bühne. Kollege Obonya will mich retten und sagt meinen Satz, aber verkehrt herum: „Einen hast du beglückt“ – Obonya zeigt auf mich – und zur Jungfrau „und Hunderte zu beglücken wirst du enden“. (lacht)


 

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